Ein Film von Andreas Kessler

Die Sonne steht still. Die Erde dreht sich um die Sonne.
Mit welchen Kräften könnte man die radikale Kompromisslosigkeit der Beethovenʻschen
Gedankengänge in seinem Spätwerk, der „großen Fuge“ op.133, assoziieren oder gar
vergleichen?
Mit dem Regisseur Andreas Kessler verbindet uns bereits eine Zusammenarbeit im Fach
Künstler- und Porträtfotografie, die die Gestaltung unserer Website maßgeblich geprägt
hat. Andreas Kessler ist auf dem Gebiet der Verfilmung klassischer Musik sehr visionär
und innovativ, weswegen wir in ihm den idealen Partner sehen, um ein so monumentales
Werk wie die große Fuge „verständlich“ zu verfilmen.
Besondere Wege der Musikvermittlung liegen uns seit der Gründung unseres Ensembles
am Herzen und so haben wir uns in den letzten Monaten intensiv mit dem Thema „Musik
im Netz- ist das überhaupt möglich?“ auseinandergesetzt, um zu erörtern, auf welchem
Wege man Menschen emotional erreichen und Erlebnisse schaffen könnte, die die
Qualitäten von Aufnahmetechnik benötigen, weil sie neue Realitäten kreieren.
Ziel ist es also nicht, unser (Konzert-)Leben vor und während der Pandemie „abzufilmen“,
sondern den medialen Raum als neue Realität zu begreifen und diejenigen Parameter zu
suchen und zu bestimmen, die eine größtmögliche Intensität der Erlebnisse trotz der
Distanz durch die mediale Materie schaffen können.
Wir suchten also nach für alle Menschen gleichermaßen nachvollziehbaren Erfahrungen,
die ein Musikstück in besonderer Weise verständlich machen könnten. Im Gespräch mit
dem Regisseur, Andreas Kessler, wurde deutlich, dass eine Lichtstudie mit Sonnenlicht die
geeignete assoziative Kraft sein könnte, da die körperlich-sinnliche Erfahrung durch das
Einwirken der Sonne in jedem Menschen allgegenwärtig ist.
Auf der Insel Krk in Kroatien sind die unterschiedlichen Licht- und Dunkelphasen
besonders gut zu erleben/einzufangen. Das Quartett resp. die Musik, der Fixpunkt der
Aufnahmen, wechselt je nach Lichtstimmung den Ort (Dunkelheit, Sonnenaufgang, Zenit,
blaue Stunde, Sonnenuntergang, Nacht…), bleibt aber an jedem neuen Ort in der selben
statischen Position sitzen, die Kamera dreht sich gemäß der Erde um das erklingende
Musikwerk und erst im Zenit der Strahlkraft erblickt die Kamera die Gesichter der
Spielenden, stehen sich Musik und leuchtende Kraft Auge in Auge gegenüber. Musikalisch
wird hier der heftigste Gipfel der Fuge erklingen, bevor das Licht bricht und die Schatten
länger werden, der Tag verklingt, der Mond aufsteigt, Musik und Spieler im Dunkel
verschwinden.
Wollen Sie mehr erfahren? Die Moderatorin Marie König sprach im Interview mit dem Regisseur Andreas Kessler und dem Malion Quartett über die Erfahrung ein Musikvideo zu drehen.
Marie König:
Ich möchte gerne mit einem kleinen Zitat von Theodor Adorno beginnen:
„In der Geschichte von Kunst sind Spätwerke die Katastrophen“. Adorno war der Auffassung, dass Spätwerke von Komponisten meistens nichts taugen, das galt auch für dieses Opus.
Wie Bettina in der Begrüßung schon sagte: Bei der Uraufführung fanden auch Beethovens Zeitgenossen und viele Menschen in den Jahrzehnten danach dieses Werk zu spröde und zu komplex. Es ist nicht leicht, dieser Musik zu folgen und sie kann einen leicht überwältigen, aber dann gibt es auch Momente, die so sanft und zart und wunderschön sind, dass man sie einfach lieben muss…

Bei dieser Kurzfilm-Matinee gabe es die Gelegenheit drei Filme des Regisseurs Andreas Kessler, die sich um die klassische Musik drehen in der Atmosphäre eines Kinotheaters zu erleben. Es folgte eine Podiumsdiskussion mit der Moderatorin Marie König und Andreas Kessler, sowie ein kleiner musikalischer Leckerbissen des Malion Quartetts.